Gut für die Gesellschaft – und Ihr Konto Energieeffizienz bei KMU: Mit einfachsten Maßnahmen richtig viel Geld sparen

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Ressourcen schonen, Klima schützen, Umwelt erhalten: Das Trendthema Nachhaltigkeit ist in aller Munde. Auch das Handwerk ist sich seiner Rolle bewusst. Trotzdem befassen sich immer noch zu wenige kleine und mittelständische Betriebe mit den Möglichkeiten, die eigenen Energiekosten zu senken. Dabei könnten schon einfache Maßnahmen viel Geld einsparen. Hier ein paar Anregungen.

Waltraud Schöne führt zusammen mit ihrem Mann Detlef Schöne die Goldschmiede Schöne in Essen.
Goldschmiedin Waltraud Schöne: "Ich war überrascht, was beim Energiesparen mit einfachsten Mitteln alles möglich ist." - © Markus J. Feger

Hätte Waltraud Schöne gewusst, wie einfach es sein kann, den Energieverbrauch zu senken, hätte sie viel früher begonnen. Etwa 2.500 Euro im Jahr spart die Goldschmiede Schöne in Essen, seit die komplette Beleuchtung auf LED umgestellt ist. Das ging einfach – und die Kosten von etwa 6.500 Euro, die Waltraud Schöne und ihr Mann Detlef investiert haben, waren schnell wieder drin. Seitdem ist die Energieeffizienz für sie allgegenwärtig. „Es wird regelrecht zur Sucht“, sagt die 65-Jährige und lacht. Im Betrieb wie auch im Privaten ist sie stets auf der Suche nach Verbesserungen.

Energie sparen, um Betriebskosten zu senken: Für Handwerksunternehmen ist das nicht erst seit dem wachsenden Nachhaltigkeitstrend Thema. Aber es wird immer wichtiger. Etwa 20 Prozent der Energiekosten könnte jeder Handwerksbetrieb sparen, ohne große Investitionen tätigen zu müssen. Trotzdem lassen sich laut Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) nur etwa 15 Prozent zum innerbetrieblichen Energieverbrauch beraten. Michel Durieux, zuständig für Energiepolitik sowie Energieeffizienz beim ZDH, sieht den Grund dafür in der Struktur der Betriebe. „In der Regel handelt es sich um kleine Handwerksbetriebe mit wenigen Mitarbeitern. Da muss sich der Geschäftsführer selbst mit dem Energieverbrauch auseinandersetzen – neben all den anderen Themen und der eigentlichen Leistungserbringung. Die Betriebe sind für das Thema offen“, ist sich Durieux sicher. „Aber sie brauchen auch Zeit und Muße, sich damit zu befassen.“

Mit Unterstützung geht es leichter

Vor den vermeintlichen Kosten schrecken gerade kleine und mittlere Betriebe zurück. So erging es auch den Schönes aus Essen. Den Umbruch brachte eine Informationsveranstaltung über die vom Bundeswirtschaftsministerium geförderte Initiative Energieeffizienz- und Klimaschutznetzwerke. 2016 hatte die Handwerkskammer Düsseldorf die Mitglieder des Arbeitskreises Unternehmerfrauen im Handwerk Essen e.V. dazu eingeladen.

Das Ziel der Initiative ist es, Unternehmen zusammenzubringen und sie zu unterstützen. Bei Schöne ist der Funke sofort übergesprungen. „Wir haben uns gesagt: ‚Da müssen wir mit anpacken‘“, erinnert sich die Vorsitzende des Arbeitskreises. So gründeten neun Frauen das erste Energieeffizienz-Netzwerk im deutschen Handwerk. Mit dabei waren die Goldschmiede, drei Elektrobetriebe, zwei Malerunternehmen, zwei Dachdeckerbetriebe sowie eine Unternehmensberaterin. Und der Wunsch, Energieausgaben zu senken und etwas für die Umwelt zu tun.

Das Einsparungsziel, das sie sich zu Beginn gesetzt haben, konnten die Handwerkerinnen am Ende der zweijährigen Laufzeit sogar um mehr als 85 Prozent übertreffen. Insgesamt hat das Netzwerk 25 Megawattstunden und damit jährlich mehr als 10.000 Euro eingespart. Und das vor allem mithilfe von einfachen Maßnahmen. Von ihrem Erfolg waren alle Teilnehmerinnen so begeistert, dass sie sich für eine Neuauflage entschieden und im März 2018 das Folgenetzwerk zum Thema Mobilität gründeten. Auch dieses war erfolgreich.

Energieeffizienzmaßnahmen müssen nicht teuer sein

Das zeigt: Energieeffizienzmaßnahmen müssen nicht teuer sein. Im ersten Schritt können Mitarbeiter sensibilisiert werden. Nicht benötigte Geräte oder das Licht auszuschalten sind nur zwei Beispiele für zahlreiche Möglichkeiten, um ohne zusätzliche Kosten Energie zu sparen. Darüber hinaus sind Wartungen bestehender Anlagen und Räumlichkeiten möglich. Wer Heizungs-, Druckluft- und Lüftungsanlagen regelmäßig warten lässt, spart mit geringen Investitionen Energie. Auch das Abdichten von Fenstern und Türen senkt den Energieverbrauch. Ein dritter Schritt besteht im Austausch der Geräte, der Einbindung von smarter Technologie wie beispielsweise Tageslichtsensoren oder in der Installation von Anlagen zur Energiegewinnung (siehe handwerk-magazin.de/energiespartools ). Diese Maßnahmen verlangen höhere Investitionen, die sich aber oft schnell amortisieren.

Insbesondere für energieintensive Gewerke lohnt es sich, die Energiekosten zu beobachten. Die Studie „Energiekosten, Energieeffizienz und Nachhaltigkeit im Handwerk. Eine Auswertung der ZDH-Energieumfrage“ des Deutschen Handwerksinstituts (DHI) von 2016 kommt zu dem Ergebnis, dass unter anderem Bäcker, Fleischer und Tischler großes Einsparpotenzial bieten. Die bereits erwähnte Mittelstandsinitiative Energiewende und Klimaschutz, deren Ziel es ist, Handwerksunternehmen bei der Energieeffizienz zu unterstützen, hat zudem einen großen Fokus auf Friseure, Kfz-Betriebe, Metallbetriebe und Textilreiniger gelegt.

Große Einsparpotenziale bei Beleuchtung, Raumwärme, Lüftung, Druckluft und Mobilität

Wo Einsparungen möglich sind, ist dabei sehr unterschiedlich. Besondere Bedeutung ordnen die Experten unter anderem den Bereichen Beleuchtung, Raumwärme, Lüftung und Druckluft im Betrieb zu. Darüber hinaus bietet die Mobilität große Einsparpotenziale. Allgemein­gültige Angaben, welche Betriebe mit welchen Maßnahmen wie viel Energie sparen können, sind aber pauschal nicht möglich.

Eine Energieberatung ist deshalb der Weg, das größtmögliche Potenzial auszuschöpfen. Verbände und Institutionen bieten dabei Unterstützung an (siehe handwerk-magazin.de/energieeffizienz-schritte ). Peter Scharfenberg, Fachreferent für Klimaschutz und Energiemanagement bei der Handwerkskammer Düsseldorf und Moderator der Essener Netzwerke, rät deshalb allen Betrieben: „Zuerst bei der zuständigen Handwerkskammer melden!“ Dort gibt es technische und Innovationsberater – ganz unabhängig von Initiativen und Projekten. Mit diesem Schritt hat die Energie­effizienz in der Traditionsbäckerei Eberl im bayerischen Bichl begonnen. 1998 hatte die Dorfbäckerei häufig mit Stromausfällen zu kämpfen; Inhaber Josef Eberl ging zur Handwerkskammer München und Oberbayern. Das Ergebnis: Unterstützt von der HWK ging Eberl das erste Effizienzprojekt – ein Blockheizkraftwerk (BHKW) – an.

Heute ist die Bäckerei mit 1.800 Quadratmetern Gewerbefläche inklusive angeschlossenem Café deutlich größer. Etwa 360.000 Kilowattstunden Strom benötigt der Betrieb im Jahr, die Hälfte davon produziert er selbst. Die Abwärme aus den Backöfen beträgt etwa 400 Grad Celsius. Dank einer Rauchgaswaschanlage kann die Energie gespeichert werden; am Kamin kommen nur noch etwa 150 Grad Celsius an. Die Anlage bindet auch Feinstäube und etwa 60 Prozent des entstandenen CO2.

Auch das Klima profitiert

Seit 2017 wird das BHKW nicht mehr mit Öl, sondern mit Flüssiggas betrieben. „Das ist sauberer, wartungsärmer und effizienter“, betont der Senior. Zusätzlich kommt im Sommer die Absorptionskälteanlage zum Einsatz. Das überschüssige Heißwasser des BHKW wird in Kaltwasser umgewandelt und dient der Kühlung in Produktion, Café und Verkauf. So werden die Räume ohne zusätzliche Kühlmaschinen klimatisiert und es entsteht Strom zum Eigenverbrauch. Mit diesem System ist die Bäckerei gut aufgestellt: Im Vergleich zu anderen Bäckereien liegt der Energieverbrauch 30 bis 35 Prozent niedriger. „Wir fahren damit 35.000 Euro bis 40.000 Euro günstiger als andere.“ Wegen des großen Engagements wird die Bäckerei bei der Mittelstandsinitiative als Modellbetrieb gelistet. Zudem besitzt sie das Siegel des europäischen Umweltmanagementsystems EMAS. Es unterstützt Unternehmen, Ressourcen einzusparen, fordert aber auch viel. „Dadurch sind wir permanent angehalten, uns zu verbessern“, erklärt Josef Eberl senior, der die Bäckerei inzwischen mit seinem Sohn Josef junior leitet.

Beispielbetriebe wie die Goldschmiede Schöne und die Bäckerei Eberl zeigen: Für beinahe jeden Betrieb kann sich die Auseinandersetzung mit Energiekosten lohnen, denn die Maßnahmen sind vielseitig. Auch für Josef Eberl ist in Sachen Klimaschutz und Nachhaltigkeit noch lange nicht Schluss – aktuell treibt ihn mit Elektromobilität schon das nächste Thema um: „Ein weiteres Lieferauto ist fest eingeplant“, sagt er und schaut zuversichtlich in die Zukunft.